Die Ergebnisse der diesjährigen Ruder Weltmeisterschaft im Oberösterreichischen Linz-Ottensheim sind schon weit verbreitet. Ich möchte aber, als Zuschauer des wichtigsten Termins im Ruderkalender, einige persönliche Eindrücke mit Euch teilen.
Schon bei der Ankunft in unserem Hotel in der Linzer Innenstadt, haben wir überraschend festgestellt, dass die deutsche Achtermannschaft, sowie die Skullmannschaft der Frauen und unsere große Hoffnung im Einer, Oliver Zeidler, im gleichen Hotel residierten. Wir konnten sie über die nächsten Tage mit großer Neugier beobachten. Die Teammitglieder waren sehr auf sich und das Rudern fokussiert und viel Kommunikation mit der Außenwelt gab es von deren Seite nicht.
Diese jungen Menschen, die teilweise schon Weltmeister sind, haben in ihren jungen Jahren durch harte Arbeit etwas erreicht, wovon die meisten von uns nur träumen können. Ich fragte mich, ob ich in deren Alter mein Potential komplett ausgeschöpft habe?
Die Eröffnungsfeier mit dem Thema „Rhythm on water“ war ein ernsthafter Versuch durch Gesang, Poesie und Geräusche, rhythmische Töne auf und im Wasser darzustellen: von einem einfachen „Plop“, wenn ein Stein ins Wasser fällt, bis zu den rhythmischen Schlägen eines Ruderbootes. Am Anschluss haben wir aus Höflichkeit applaudiert und dann kam endlich das Feuerwerk!
Als vier Musiker auf einem Bootsrumpf laut trommelten, konnten wir in der Dunkelheit aus 2000m Entfernung, bunte Kometen am Start sehen. Nach und nach wurde die gesamte Rennstrecke mit einer Mehrzahl an Farben beleuchtet. Endlich am Ziel, wurde der ganze Nachthimmel mit einer spektakulären Show von Glitzer, Farben und Licht gefüllt. Der Anblick war einfach klasse!
Die WM in diesem Jahr hatte den besonderen Reiz, nämlich eine Qualifizierung für Tokio 2020. Deswegen waren die B Finalen genauso hart umkämpft wie die A Finalen.
Die ersten Renntage mit Heats und Repecharges haben weniger Zuschauer angelockt und wir konnten uns ohne Problem einen beliebigen Platz auf der Tribüne, bei hochsommerlichen Temperaturen, aussuchen.
Nachmittags, ähnelte das Sitzen auf der Tribüne einem „Wok“ und war bei über 30 Grad nur für eine kurze Zeit auszuhalten. Die Zuschauer kamen aus aller Welt, um die rund 1900 Athleten anzufeuern. Erstaunlich waren die Größe der Fangemeinden aus Australien und Neuseeland, die den sehr weiten Weg nach Ottensheim auf sich genommen haben.
Die ersten Rennen des Tages waren immer die verschiedenen Klassen der Parasportler, die auch um ihren Weltmeistertitel und ein Ticket zu den Paralympics gekämpft haben. Als Bootswart fand ich die Sonderkonstruktionen faszinierend.
Mittwoch waren die Heats der Männer und Frauen Achter. Sitzplätze auf der Tribüne wurden knapper, als die Boote der Königsklasse am Start standen. Der Deutschland Achter gewann souverän das erste Rennen. Von den Briten, trotz Gewinn, war ich weniger überzeugt.
Ich denke, jeder Sportler kämpft nicht nur um das Gewinnen, sondern auch um diesen besonderen Moment, der manchmal schnell vorbei sein kann. Hinterher bleibt nur eine Erinnerung. Man kann seine Medaille verlieren, die Fotos löschen, aber die Erinnerung kann einem niemanden wegnehmen. Mein Erlebnis bei dieser Regatta der Superlative, die tolle Stimmung, die Tränen von Freude und auch Enttäuschung, wird mir lange in Erinnerung bleiben.
John B
03.09.19