Verdener Ruderverein e.V.

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So langsam trudeln am Freitagnachmittag die Frauen im Verdener Bootshaus ein, die einmal Luftmatratze mit Vollpension gebucht haben.

Zur Lehrwanderfahrt für Frauen lud der Landesruderverband Niedersachsen ein.

Unter der Leitung von Elke Proksch-Boller fühlten sich alle elf  Teilnehmerinnen gleich sehr wohl. Zu Beginn bekamen wir eine Führung durch das Bootshaus mit hilfreichen Tipps, welcher Raum wohl der kühlste und dunkelste sei, denn das Wochenende versprach heiße Temperaturen.

Nach dem Abendessen ging es gleich an die Arbeit. Theorie stand auf dem Plan. Was wollen wir lernen? Der Lehrgang soll die Teilnehmerinnen in die Lage versetzen, verantwortungsbewusst als Obfrau eine Rudermannschaft auf eigenem oder fremdem Gewässer zu führen. Verantwortung im Ruderboot, Boote steuern und führen, Staustufen, Verkehrsregeln, Ruderbefehle, Boote und Zubehör.

 Nicht alle Teilnehmerinnen sind Gewässer wie Aller und Weser gewohnt. Viele von ihnen sind in sehr beschaulichen Ruderrevieren zu Hause. Darum wurde zuerst die Strecke besprochen.  
Geplante Tour: eine Umfahrt auf Aller und Weser über die Umtragestelle am Wehr Intschede, nach Achim und zurück über den Kanal mit Schleuse nach Verden.
Eine Strecke mit Hindernissen. Ein Wehr, eine Schleuse, Berufsschifffahrt, Sportmotorboote, Wellen, Gegenströmung galt es zu trotzen. Erklärtes Ziel war,
42 km auf Aller und Weser zu errudern, möglichst ohne Verluste.

Also, was gibt es zu beachten? Rote Boje flussabwärts bedeutet Hindernis auf der rechten Seite, grüne Boje warnt vor Hindernis auf der linken Seite flussabwärts gesehen. Warnwesten in der Schleuse tragen, Wasserschuhe an der Umtragestelle anziehen. Paddelhaken, Schöpfkelle, Schwamm, Heringe, Leine und die Flagge nicht vergessen! Wellen beachten, wie werden sie angenommen und angesteuert, im 45° Winkel oder parallel in die Wellen legen und die Blätter müssen hochgeschert werden. Was ist an der Umtragestelle zu beachten? Boote einzeln auf einen Lorenwagen ziehen und am Wehr vorbei auf Schienen zum Unterwasser schieben. Wie legen wir in der Schleuse an? Bug- und Heckfrau halten fest, ist beides nicht möglich, dann hält auf jeden Fall die Bugfrau bei der Schleusung flussaufwärts den Haken an der Leiter. Und auf gar keinen Fall dürfen wir vergessen den Schleusenmeister anzurufen.

Ohje! Wer soll sich das alles merken? Learning by doing! Heißt das Motto.

Last but not least, wurde die Bootseinteilung  besprochen. In jedem Boot sitzen erfahrene, wie weniger erfahrene Ruderinnen. Das sollte gut gehen.

Nach einer Nacht auf der harten Matte, waren die meisten von uns froh als am Samstagmorgen endlich der Hahn krähte und wir uns an einen toll gedeckten Frühstückstisch setzen konnten.
Dank der sehr guten Organisation des Verdener Rudervereins konnten wir frisch gestärkt und mit Lunchpaketen ausgerüstet einen Vierer, einen Dreier und einen Zweier zu Wasser lassen. Noch schnell Sonnenschutz und Mückenabwehrspray aufgetragen und schon stachen 12 Frauen in drei Booten in die Aller. Alle waren gespannt, was der Tag an lehrreichen Aktionen birgt.

Was macht die Faszination des Ruderns aus? Hat dieser Sport doch den Anschein harter Schinderei, bei dem man auch noch den Launen des Wetters, egal ob 30° im Schatten oder Dauerregen, ausgesetzt ist. Man bekommt Blasen an den Händen und strapaziert das Hinterteil. Das Schleppen der schweren Boote ist auch nicht unbedingt eine Freude, trotzdem steigen wir immer wieder gerne in die Ruderboote ein. Der Wunsch nach körperlicher Betätigung mag im Vordergrund stehen, aber auch das Schaffen und die Pflege von Kontakten sind uns wichtig. Rudern bedeutet, der Natur nah zu sein und körperlichen wie seelischen Ausgleich zu finden. Dazu dienen auch ausgedehnte Wanderausflüge und Tagesfahrten.

Rudern ist ein naturverbundener Wassersport. Er verbindet Kraft und Ausdauer, Teamgeist und Dynamik. Und das lieben wir.

Am Ende des Tages sind alle erschöpft aber glücklich wieder im Bootshaus in Verden angelandet. Nachdem alle Boote und das Zubehör verstaut sind gibt es eine erfrischende Dusche, einige bevorzugten ein Bad in der Aller, und, wie kann es anders sein, ein köstliches Abendessen. Das haben wir uns verdient, da waren wir uns einig.
Fragen und Erlebnisse zum Tag wurden besprochen, sowie die Planung des Sonntags.

Ausklang des Abends war ein gemütliches Beisammensein am Steg. Bei Kaltgetränken und schönen Gesprächen intensivierten wir die schon beim Rudern entstandenen Kontakte. Die schönsten Fotos wurden per Whatsapp ausgetauscht und die eine oder andere planten schon die nächste Tour. Vielleicht auf der Innerstetalsperre, der Hase, Hamme, Weser oder gar in Celle? Möglichkeiten gibt es reichlich.

Der nächste Tag, Sonntag, begann kühl und regnerisch. Der sportliche Anspruch war, in Anbetracht der Tatsache, dass sich unsere Allerwertesten noch nicht komplett erholt hatten, zum Glück nicht so hoch wie am Vortag. Wir starteten morgens und wollten zum Mittagessen zurück sein. Kein Problem, denn schon auf halbem Weg unseres Ziels, die Aller flussaufwärts, waren wir alle bis auf die Haut nass. Da fiel uns das Umkehren nicht so schwer. Zumal wir wussten, dass ja wieder ein leckeres Essen auf uns wartet.

Mit wertvollen Tipps, wie „frau“ gut ausgerüstet auf Wanderfahrt geht, entließ Elke uns nach Hause.
Ein anstrengend schönes, ereignisreiches und lehrreiches Wochenende liegt hinter uns. Alle nehmen viele Eindrücke, Erfahrungen und Gelerntes mit.

Wer jetzt wissen will, was eine abgeschnittene Putzmittelflasche, Motorradüberziehschuhe, Kabelbinder, eine Kerze und kleinste Babysöckchen im Ruderboot zu suchen haben, die sollten auf jeden Fall die nächste Lehrwanderfahrt mitmachen.

Auf diesem Wege, ein ganz herzliches Dankeschön an Elke Proksch-Boller für die tolle Organisation der Wanderfahrt, allem was dazu gehört und für die lehrreichen Inhalte.
Danke an die Mitglieder des Verdener Rudervereins für die Übernachtungsmöglichkeit im Bootshaus, die wunderbare Bewirtung, das Abwaschen des Geschirrs und für das Verzichten auf den Ergoraum und die Herrenduschen. Ihr wart alle sehr freundlich und zuvorkommend. Auch beim Tragen der Boote und an der Umtragestelle habt Ihr uns geholfen.
Und natürlich Danke an alle Teilnehmerinnen, es war eine sehr angenehme und entspannte Stimmung in der Gruppe.

In diesem Sinne hoffe ich, dass es nicht die letzte Lehrwanderfahrt für Frauen war.

Karola Janssen                                                                                    Im Juni 2018
(RV Osterholz-Scharmbeck)