Soll mein Kind rudern? Ist Rudern ein gesunder Sport? Mein Kind hat für sowas keine Zeit - Oder? Fragen ... und hier gibt's einige Antworten!
Rudern für Kinder und Jugendliche
Ab welchem Alter können Kinder mit dem Rudern beginnen?
Kinder ab etwa 10 Jahren können mit dem Rudersport beginnen, wobei ab etwa 11-12 Jahren aufgrund der höheren Reife der Heranwachsenden und des in den meisten Vereinen besser abgestimmten Bootsmaterials der Beginn oft günstiger ist. Danach ist jederzeit ein Einstieg möglich. Haben junge Erwachsene bereits frühzeitig in Kindheit und Jugend andere Sportarten betrieben, kann sogar ein Einstieg bis ca. 20 Jahren noch zu großen Erfolgen führen.
Auch später kann noch jederzeit mit dem Rudern begonnen werden, jedoch wird eine leistungssportliche Karriere dann eher schwierig zu realisieren sein. Es liegen gute Erfahrungen mit Einsteiger/innen vor, die noch nach dem 4. und auch nach dem 5. Lebensjahrzehnt mit dem Rudern begonnen haben und gesundheitlich von der naturnahen, ganzheitlichen Bewegung profitieren.
Einzige Voraussetzung ist, dass man sicher schwimmen kann, weil zwar sehr selten – aber es kommt vor – ein Boot kentern kann.
Werte des Ruderns für Jugendliche
Die Freude an der Bewegung in der freien Natur, zusammen mit anderen, steht bei den meisten Rudervereinen, so auch im Bernkasteler RV im Vordergrund. Verantwortungsbewusstsein, Umsicht, Teamgeist und Disziplin ergeben sich im Rudersport durch den Umgang mit wertvollen Materialien, der Schifffahrt, den natürlichen Gewässerbedingungen und den notwendigen Gleichtakt im Mannschaftsboot fast natürlich, auch wenn es hier und da sanfter Unterstützung bedarf. Dies gilt sowohl für freizeit- als auch leistungssportlich aktive Jugendliche.
Rudern ist, wird es wettkampfsportlich betrieben, eine Sportart, in der Fleiß mehr als Talent zu Erfolg führen kann, wenngleich im Idealfall natürlich beide Bedingungen förderlich sind. Wer im Winter mit dem Training geschlampt hat, bekommt in der Saison gnadenlos die Quittung und wer fleißig war, hat gute Chancen auf Erfolg – nicht zuletzt, weil es ein differenziertes Leistungsklassensystem gibt, das z.B. Neueinsteigern/innen in eigenen Rennen (Leistungsklasse III) starten lässt. Lediglich extrem kleine Menschen haben es schwer auf Regatten, allerdings können gerade auch sehr kleine und leichte Jugendliche sich viel Erfahrung, Verantwortung und Menschenführungskenntnisse durch die Übernahme der Steuermanns-/der Steuerfrauenposition erwerben und dadurch Erfolg haben, im Team eine wichtige Funktion übernehmen und in eine verantwortungsvolle Co-Trainerrolle hereinwachsen.
Wer möchte, kann über gemeinsame Wanderfahrten, gemeinsame Regatten, der Bildung von Renngemeinschaften und Trainingswochenenden leicht Kontakte zu Jugendlichen anderer Vereine knüpfen.
Gesundheitliche Aspekte
Durch ein vielseitiges Training (Rudern, Indoor-Rudern, Laufen/Gehen, Schwimmen, Krafttraining, Spiele, Gymnastik), die Einbindung aller großer Muskelgruppen und das Training von Kraft und Ausdauer ist das Rudertraining ideal für die Gesundheit. Muskeln, Sehnen und Knochen werden gefestigt, was insbesondere den weit verbreiteten Haltungsschäden bei Jugendlichen entgegenwirkt. Die Verletzungs- oder Schädigungsgefahr ist extrem gering. Durch die Entlastung des Körpers über das Medium Wasser eignet sich Rudern auch für übergewichtige Jugendliche, die außerdem durch die hohe Stoffwechselaktivität ihren Körperfettanteil zu Gunsten der Muskulatur verändern können.
Bei der Frage, ob eine Jugendliche oder ein Jugendlicher in der Leichtgewichts- oder in der offenen Klasse starten soll, müssen entwicklungspsychologische Aspekte Vorrang vor kurzfristigem Erfolgsdenken haben. Nur von Natur aus leichte Jugendliche, die mit einer normalen, gesunden Mischkost ihr Wettkampfgewicht haben, sollten in der Leichtgewichtsklasse rudern.
Schule und Rudern als Leistungssport – passt das?
Für viele Eltern überraschend ist die Beobachtung, dass Jugendliche, die mit Leistungssport beginnen, oft schlagartig und dauerhaft bessere Noten heimbringen, obwohl sie täglich 1,5 bis 2,5 Stunden auf den Sport verwenden. Diskutiert werden Reifeprozesse, ein besseres Zeitmanagement (vorher mehr Rumhängen, PC oder Handy), ein höheres Selbstbewusstsein und die bessere Durchblutung und Koordination im Gehirn. Letzteres ist für sportliche Aktivitäten wissenschaftlich nachgewiesen.
Rudern auch für Mädchen – na klar!
Die Zeiten, dass Rudern ein reiner Männersport war, sind glücklicherweise vorbei. Die immer noch anzutreffende Angst vor einer „Vermännlichung“ der Figur ist absolut unbegründet: Schnelle Ruderinnen sind fit und schlank, in der Leichtgewichtsklasse oft sehr schlank, weil zu viel Körpergewicht ein Boot langsamer macht. Wer das nicht glaubt, kann sich einmal auf der Internetseite des Deutschen Ruderverbandes die Bilder der erfolgreichen Ruderinnen anschauen.
Dr. Elisabeth Reis
Mutter eines Kindes
Diplom- Sportwissenschaftlerin
Lizenzen: A-Trainerin Rudern, Rückenschulleiterin, Rehasport-Übungsleiterin B: Inneres und Orthopädie
Quelle:
https://www.bernkasteler-ruderverein.de/ausbildung/infos-zum-jugendrudern/