Verdener Ruderverein e.V.

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Ort des GeschehensNachdem ich mein Täschchen für die Gänsetour fertiggepackt hatte, meldete ich mich spontan bei einem Benefiz Ergorudern an der Jacobs-University Bremen an. Zweck der Veranstaltung war Aufmerksamkeit zu erwecken und Spenden für die Flüchtlinge in Vegesack zu sammeln. 

Das Ziel war, mit 10 Ergometern in 24 Stunden vom 14-15.11.2015 die 3078 Kilometer von Bremen nach Damaskus zu rudern. Diese tolle Idee hat meine Neugier geweckt. "Dabei zu sein ist alles", dachte ich mir und eine gute Gelegenheit, den Tankraum von innen zu sehen. Jeder Teilnehmer musste in einem einstündigen "Timeslot" so weit wie möglich rudern. "Kein Problem" dachte ich mir.

 

Ort des Geschehens Nach ein Paar Mails mit unserem neuen Kontakt an der Jacobs-University, Abteilung Rudern, war die Sache schon gebongt. Es kam die Rückmeldung, "es gibt noch freie Plätze ab 3:00 und ab 4:00 Uhr morgens". Über die Uhrzeit machte ich mir keine Gedanken, ich hatte sowieso viel vor. Aber würde ich alles, nach einer anstrengenden Gänsetour, körperlich und mental noch schaffen? Würden die Gänsekeulen in meinem Verdauungstrakt schön artig bleiben? Egal, um 3:00 Uhr wäre ich da.

Meine Timeline:

1:05 Uhr. Der Wecker klingelt. Nach 3 Stunden erholsamen Schlaf saß ich auf der Bettkante und konnte nicht fassen, dass ich mich auf sowas eingelassen habe. Aber ich war neugierig. Wie wäre es, mit einem Tee zum wach werden...?

Die Nette1:35 Uhr. Die Fahrt nach Bremen-Nord. Verkehrsbehinderung gab es um diese Uhrzeit nicht. Nur Sturm und Regen.

2:20 Uhr. Ankunft an der Jacobs-University. Das Gelände war und sieht immer noch aus wie eine Kaserne. Nur Schilder wie "Robot Lab." und "Research 3" verraten die neue Aufgabe der Anlage. Ich musste zum "SCC", ein imposanter neuer Sportkomplex. Hier wurde ich ganz herzlich empfangen. "Please sign here and what size T-Shirt would you like?". Völlig überfordert mit der komplizierten Befragung um diese Uhrzeit ließ ich meine Größe schätzen und bekam ein Row2Syria T-Shirt.

2:55 Uhr. Ich stehe schon bereit im Tankraum und überlege mir eine Strategie, wie ich am besten meine Kräfte über die nächste Stunde einteilen könnte. Die 2:00 Uhr Schicht macht Endspurt. Die meditative non-stop Discomusik ist laut. Ein Energie Drink, versehen mit einem roten Stier, wird mir aus einer Minibar ausgehändigt. "This will help", sagt die Nette mit der Snoopy Kuscheldecke. Ich bedanke mich und nehme meine Position hinter einem Ergo meiner Wahl ein. "One minute to go", ruft die Nette. Dann "three, two, one, change!"

Drucksensorik3:00 Uhr. Ich sitze auf dem vorgewärmten Rollsitz. Um diese Uhrzeit ist höchstens ein "Watschel zum Klo" zu erwarten, körperliche Hochleistung eher selten. Ich muss mich schnell daran gewöhnen.

3:05 Uhr. Ich habe meinen Rythmus schnell gefunden. Ganz locker.

3:20 Uhr. Die erste von einem Tsunami von Schweißperlen läuft mir den Nacken herunter. Ich stelle fest, das Sauerstoff-Kohlendioxid Verhältnis im Raum ist aus dem Lot gekommen. Die "Luft" wird nur durch 2 Ventilatoren um die 10 Ergos zirkuliert und recycled.

3:40 Uhr. Ich bin im Tunnel. Es läuft gut. Mein Ziel von 12 km werde ich locker übertreffen.

Livestream Interview im Kuschlanzug3:55 Uhr. John macht Endspurt. Ich gebe Gas, aber viel mehr rauszuholen gibt es nicht. Die Gänsekeulen bleiben ruhig, nur der Rosenkohl meldet sich. Aber die Luft wird ja zirkuliert...

4:00 Uhr. "Three, two, one, change!" Geschafft! Mit knappen 13,8 Km bin ich sehr zufrieden. Nun raus an die frische Luft, mein Veranstaltungs T-Shirt vom Leib entfernen und ab nach Hause, zu einer weiteren schönen Tasse Tee.

Am Sonntag, 15.11.2015, nach 22 Stunden und 53 Minuten, wurde das Ziel von 3078 Km erreicht. Über 60 Ruderer/innen haben, zum Teil mehrmals, daran teilgenommen. Über 3000 € wurden gespendet. Meine Frau staunt immer noch über mein spontanes Teilnehmen zu 'nächtlicher' Stunde, aber ich bereue nichts und ich würde es nochmal machen. Nun muss ich etwas Schlaf nachholen.

 

JB, 15.11.2015